Wednesday, May 11, 2005

Pirmin Blum - Interview & Profile

(pdf, 26KB)



Was hat Dich bewegt, als Contributor dieses Weblogs teilzunehmen?

Freundschaft, Interesse an Zusammenarbeit, Experimentierfreudigkeit.

Was stellst Du Dir unter dem Internet vor?

In jüngster Zeit habe ich das Internet vermehrt benutzt, um Fotos daraus zu bearbeiten. Es ist für mich interessant, dass ich als Künstler Einsichten habe in verschiedene private und öffentlich genutzte Räume, die Menschen einfach dokumentieren oder selber Eingriffe darin vornehmen und sie fotografieren und wieder ins Netz stellen. Internet heisst für mich ein Netz aufbauen zu können mit Freunden und Menschen, die mich interessieren, die aber getrennt vom örtlichen Kontext irgendwo anders auf der Welt tätig sind.
Was Internet ist - ist sicherlich so einfach nicht zu beantworten, da die Möglichkeiten enorm sind - mich interessiert die Vernetzung unter Menschen.

Du hast Dich letztlich im Rahmen Deiner Arbeit Most Wanted Stolen Art mit dem Thema der Raubkunst bzw. des Kunstraubes auseinander gesetzt. Wie ordnest Du deren Stellenwert im Zeitalter der digitalen Kunst ein?

Ich habe mich auf einer ersten Ebene mit diesem Thema beschäftigt, weil es mich interessiert, in eine Position zu kommen als Künstler - wo ich nicht mehr selber die "Kunst" produziere, sondern einfach Anteil habe am "tätig sein" von Menschen (vom Denken im Menschen) - die sich in solch ungewöhnlichen Prozessen an Kunst beteiligen wie eben jemand, der Kunst stiehlt. Ich versuche hier einfach die Rolle des Künstlers umzustülpen - wie einen Socken, den man sich Abends auszieht.

Welche Rolle kommt in Zukunft bei Datenbank basierter Kunst den Archiven
zu?


Für mich knüpft diese Frage an die obige an.
Ein Archiv stellt in erster Linie immer ein Konstrukt dar. Wir haben im Konstruktivismus und auch im Dekonstruktivismus Positionen in der Kunst diskutiert, die offensichtlich an dialektische Strukturen gebunden sind. Dies wird, wie wir von den Strukturalisten wissen, die in den 70er Jahren gewirkt haben (Foucault u.a.), klar, wenn man sich vorstellt, dass auch ein Text, wenn er auch immer gleich aussieht oder gleich geformt ist - in jedem anderen Zusammenhang mit einem anderen etwas anderes bedeutet. Bedeutung ist also nicht etwas Statisches. So stelle ich mir auch das Internet (als Datenbank oder Archiv) vor. Die Bedeutung wird sich im Laufe der Zeit über die jeweilige Kontextualität ständig verändern.

Wie sieht Dein persönlicher „white cube" aus?

Ich versuche, meine Arbeit zu vereinfachen.

Welche Bedeutung haben off-spaces in Deinem Werk?

In Wien werde ich im Herbst oder Winter meinen ersten eigenen Off-Space eröffnen. Es wird sich zeigen - was ein Non-Profit-Space heute vermag.

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Pirmin Blum

1999-2004 Studium im Bereich Kunst und digitale Medien, Akademie der bildenden Künste, Wien
1997-1999 Atelier média mixtes de Silvie Defraoui und Atelier Claude Sandoz, Ecole supérieure des beaux-arts, Genève
1969 geboren in Pfaffnau/LU (CH) - Lebt und arbeitet in Wien

Einzelausstellungen

2005 "Ranking List", Sotheby's, Wien; "Most Wanted Stolen Art", Museumsquartier, Wien
2004 "23", Auto, der neue Kunstraum, Wien; "Birgit-Jürgenssen-Preis", Ausstellungsräume der Akademie der bildenden Künste, Wien

Gruppenausstellungen

2005 "Swiss Art Award 05", Art Basel, Basel; "Videoprogramm, kuratiert von Nicolas Trembley, CSS Paris / Pro Helvetia Schweiz", in 5 Städten / Kunsträumen, Polen; "Without Bounderies", Museum für moderne Kunst, Turku, Finnland
2004 "Paris Photo", Le Caroussel du Louvre, Paris; "Dancing Flowers and Future Lights", inv. Artist, National Museum, Paris; "Eidg. Wettbewerb für Kunst", Art Basel, Basel; "Kunstasyl", Museum für Angewandte Kunst, Basel; "Just what is it #1", Kunstraum Innsbruck, Wien
2003 "Storm, pixxel motion art", Walkway under the Esplanade Bridge", Singapur
2002 "Online Videodokumentation der Plattform_1", Dokumenta 11, Wien / Kassel
2001 "(No) More Identity", Zokei University, Tokyo; "16 Videos", Wewerka Pavillon, Münster
2000 "Block", Apex Art, New York City; "Academies for Europe", Castello di Rivoli, Museum für Gegenwartskunst, Turin

Auszeichnungen / Preise / Ankäufe

2004 Eidgenössischer Preis für Kunst, Bundesamt für Kultur / Schweiz, Bern; Ankauf der Stadt Wien, Magistrat der Stadt Wien, Wien; Birgit-Jürgenssen-Preis, Bundeskanzleramt, Akademie der bildenden Künste, Wien
2002 Meisterschulpreis, Kunst und digitale Medien, Akademie der bildenden Künste, Wien

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